Vom hinteren Bühnenraum und aus der Dunkelheit tauchen Tabea Gregory und Andrea Kreisel auf je einem Rollbrett stehend auf. Als Dialog zwischen den Tänzer*innen und den Rollbrettern befragen sie die Beziehung zwischen Material und Mensch. Die Rollbretter und Tänzer*innen tanzen in „hic et nunc“, nie auf der Stelle stehend, stets miteinander. Die Bewegungen werden dabei zum vereinenden Moment im Hier und Jetzt. Sie erzeugen in ihren dialogischen Bewegungen zwischen Material und Mensch Wahrnehmungsweisen von hybriden Wesen, deren Körperbewegungen die Bretter zum Rollen bringen oder deren Rollbewegung die Körper anregen, sich zu bewegen. Es scheint, als würden die Tänzer*innen mit den Rollbrettern verschmelzen. In einem stetigen Werden und Wandeln sind es die unterschiedlichen Körperteile – seien es die Arme, der Popo oder das Nicken des Kopfes – welche die Bretter zur Fortbewegung motivieren oder seien es die Rollen der Bretter, die eine Stilllegung der Körper aufheben. Durch die Verschränkung von menschlichen und materiell hergestellten Bewegungen erwecken sie Vorstellungen davon, als würden sie gemeinsam auf Skiern stehend den Bühnenraum umkreisen oder sie erzeugen Verknüpfungen von Balanceakten, die sofort ausgehandelt werden müssen. Ihre grandiose Kunst der Anordnung vermag es, bewegte Bilder zu erzeugen: Einmal scheint es, als würden die auf den Rollbrettern liegenden Körper mit ihren auf dem Bühnenboden sich bewegenden Armen wie über eine sich spiegelnde Eisfläche tanzen oder es lassen sich in der Unermesslichkeit ihrer Bewegungsfindung Bilder von einander zugewandten sich stetig fortbewegenden Wesen finden, die sich immer wieder leichtfüßig und manchmal unter dem Körper der Anderen hindurchbewegend gleichzeitig eine Einheit und ein Einzelnes markieren. Ihre Kombinationen regen zur Einbildungskraft an. Am Ende sehe ich die eine Tänzer*in mit gebeugtem Oberkörper auf dem Rollbrett knieend, auf ihr, in der gleichen Position knieend, die andere Tänzer*in wie ein gemeinsames Wesen, das ein- und ausatmet, sich hebt und senkt, um dann wiederum in die Dunkelheit entschwindend zu kichern beginnt.
Tabea Gregorys und Andrea Kreisels scheinbar unendliche Verbindungslinien sind viel mehr als Versuchsanordnungen, nämlich Gemeinschaften zwischen Material und Mensch, in welchen sich sinnlich greifbare Bilder assoziieren lassen. Ihre manifesten Assemblages erklären ästhetisch, was nicht über die sichtbaren Oberflächen diskutiert werden kann. So sind auch die im Haar sichtbaren kleinen Perlenkränze nicht nur Dekoratives, sondern winzige kreisrunde Flächen, die nicht nur das Ausmaß des Äußeren, nämlich der gestalteten Körper symbolisieren, sondern vielmehr figürliche Sinnbilder, die vielschichtige Inhalte auszudrücken vermögen.